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Banken müssen auf ihre Stärken setzen, die andere Anbieter nicht haben

Sabine Keller-Busse ist Geschäftsleitungsmitglied der UBS und leitet den Schweizer Heimmarkt. Sie spricht am Finance Forum Liechtenstein darüber, wie die Grossbank ein Ökosystem für Fintechs und Partner schafft.

Sie leiten seit eineinhalb Jahren bei der UBS den Schweizer Heimmarkt mit über 20’000 Mitarbeitenden und 2,6 Millionen Kunden. Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Mein klares Ziel ist, dass UBS die führende Bank der Schweiz bleibt und weiter wächst. Neben dem Wachstum fokussieren wir uns auf Digitalisierung und die Veränderung der Art und Weise, wie wir arbeiten. Dabei sind wir erfolgreich unterwegs: In unserem Firmenkundengeschäft konnten wir zum Beispiel die Neuzugänge steigern, und bei der Vorsorgeberatung werden wir ebenfalls stark wahrgenommen. Ausserdem haben wir mit der Lancierung unserer rein digitalen Sortimentslinie, UBS key4, den Zugang zur UBS nochmals breiter angelegt – darauf werden wir weiter aufbauen.

Sie wollen neue, junge Kunden gewinnen und diese begleiten. Wie wollen Sie dies erreichen?

Wir sind als Universalbank für alle Kundinnen und Kunden in der Schweiz da, auch für die Jungen. Wir hatten schon immer Angebote für junge Menschen und den Anspruch, mit ihren Bedürfnissen mitzuwachsen. Unsere neue, rein digitale Sortimentslinie ist für sie besonders attraktiv. Unser klarer Vorteil ist, dass wir dank unserem breiten Angebot auf alle Veränderungen der Bedürfnisse unserer Kundschaft eingehen – vom Göttikonto über das Studentenkonto bis hin zu einem Hauskauf, einer Unternehmensgründung oder einer Vorsorgeberatung. Wir geben ihnen mit dem digitalen Zugang eben auch gleich den Schlüssel zu komplexen Bankgeschäften, die sie früher oder später brauchen werden. Wir wollen ein alternativloses Angebot anbieten.

Andere Banken entwickeln dafür eigens digitale Angebote für junge Kunden. Die UBS geht einen anderen Weg. Warum?

Weil wir nicht erst seit gestern mit einer Minimallösung digital sind, sondern viele komplexe Bankgeschäfte seit längerer Zeit digitalisiert haben. Was uns gefehlt hat, war der breite digitale Zugang mit einem Grundangebot an digitalen Lösungen. Entsprechend haben wir keine neue App gebaut, sondern haben innerhalb der bestehenden Mobile Banking App eine neue, rein digitale Sortimentslinie eingeführt. Wir zwingen unsere Kunden nicht in keinen Kanal, sondern ergänzen unser Angebot mit einem rein digitalen Produktangebot und geben ihm den Schlüssel für eine selbstbestimmte, emanzipierte Zusammenarbeit mit uns – für ihre heutigen Bedürfnisse und für zukünftige. Damit wachsen wir mit den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden und geben auch vielen bestehenden Kunden die Möglichkeit, gewisse Bankgeschäfte digital und selbstständig abzuwickeln, aber immer mit der Expertise der grössten Schweizer Bank im Hintergrund.

Banken wirken oft wie schwere Tanker, die sicher im Wasser liegen, aber nicht so schnell wenden können wie ein Schnellboot. Wie können Sie sich langfristig gegen Fintech-Anbieter behaupten?

Indem wir auf unsere Stärken bauen, die neue Anbieter oft nicht haben: Wir haben ein umfassendes, integriertes und durchlässiges Offering. Wir können auch komplexe Ansprüche nahtlos bedienen. Auf der Entwicklungsseite haben wir gar nicht den Anspruch, alles selber am besten machen zu können. Im Gegenteil: Wir haben schon immer den Austausch und die Zusammenarbeit mit Fintechs und anderen Partnern gesucht. Ich bin überzeugt davon, dass Ökosysteme die Zukunft und eine Wachstumsquelle sind, solange man sich am Kundennutzen orientiert.

Banken geben sich immer öfter locker im Umgang und aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien. Wie ernst meint es die Branche mit diesem Kulturwandel?

In unserem Fall: Sehr ernst, solange es gut für die Kundschaft ist. Für uns ist der Einsatz von neuen Technologien keine Modeerscheinung. Gerade durch die Pandemie hat sich das Bedürfnis nach brauchbaren digitalen Lösungen verstärkt. Das merken wir klar auf der Kundenseite. Wir haben vor Jahren damit begonnen und «demokratisieren» nun den Zugang zu solchen Lösungen, indem wir einfache Zugänge schaffen zu unserem Kompetenzuniversum.

Das Schweizer Banking ist nach wie vor sehr männerlastig. Warum verändert sich das nicht?

Ich schaue auf viele Jahre in der Industrie zurück. Und meiner Meinung nach hat sich sehr vieles positiv verändert. Aber Gender Diversity ist ein Marathon und kein Sprint. Es braucht einen Kulturwandel und zielgerichtete Initiativen. Daran haben wir gearbeitet. Aber es muss noch mehr geschehen – auch bei den Rahmenbedingungen für Mitarbeitende mit Kindern.

Wie haben Sie Ihre eigene Karriere geplant?

Ich habe meine Karriere nicht geplant. Ich bin der festen Überzeugung, dass man das machen soll, was man gerne und mit Leidenschaft macht. Dann öffnen sich immer wieder Türen und Wege. Die muss man dann aber auch mutig beschreiten und Herausforderungen annehmen. Ich hatte zudem das Glück, immer in Positionen zu sein, die mir viel Freude gemacht haben.

Wie nehmen Sie den Finanzplatz Liechtenstein wahr?

Als stark und innovativ. Es gibt ja viele Parallelen zum Schweizer Finanzplatz: die gleiche Währung, hohe Stabilität, gute Infrastruktur und ein wichtiger, volkswirtschaftlicher Sektor. Wie die Schweiz hat Liechtenstein die Zeichen der Zeit erkannt und setzt auf Digitalisierung und neue Technologien.