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Finanzinstitute können positive Kräfte des Wandels sein

Die Credit Suisse will ein führender Anbieter punkto Nachhaltigkeit sein. CEO Thomas Gottstein ist überzeugt, dass der Markt in Zukunft nicht länger zwischen nachhaltigen und herkömmlichen Anlagen unterscheiden wird.

 

Inwiefern hat die COVID-19-Pandemie Ihre Auffassung von Nachhaltigkeit beeinflusst?

Meiner Meinung nach hat uns die Pandemie einmal mehr aufgezeigt, dass die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit für ein langfristiges wirtschaftliches Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen essenziell ist – sowohl in Umweltfragen, betreffend Diversität und Inklusion, bei der Bildung sowie hinsichtlich des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ökologische, soziale und Governance-Aspekte sind aufgrund der umfassenden wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen, die von der COVID-19-Pandemie ausgelöst oder verschärft worden sind, noch wichtiger als bisher. Die stärkere Ausrichtung auf Nachhaltigkeit wird dauerhaft sein, und ich halte das für eine sehr willkommene Entwicklung in einer ansonsten äusserst schwierigen Zeit für die Weltgemeinschaft.

Welche Rolle spielt die Finanzwelt bei der Sicherstellung einer nachhaltigen Zukunft?

Finanzinstitute können ganz klar positive Kräfte des Wandels sein. Unternehmen sind auf der Suche nach Lösungen, um ihren CO2-Ausstoss zu verringern oder vollständig CO2-neutral zu arbeiten. Anlegerinnen und Anleger suchen nach Anlageprodukten und -dienstleistungen, die nicht nur finanzielle Renditen abwerfen, sondern ebenso ökologische und soziale Vorzüge bieten. Und auch auf der regulatorischen Ebene befasst man sich zunehmend mit dem Klimawandel als Einflussfaktor für die Finanzstabilität. Unsere Rolle als globales Finanzinstitut besteht darin, Finanzierungen, Produkte und Lösungen für Unternehmen und Investoren zu bieten, die den Übergang zu einer CO2-neutralen Welt erleichtern. Zudem wollen wir unsere Kundinnen und Kunden, die in nachhaltige Produkte investieren möchten, an diesem Wandel teilhaben lassen. Er stellt unserer Meinung nach eine der grössten Anlagechancen unserer Zeit dar.

Was hat die Credit Suisse auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit bereits unternommen?

Es ist unser erklärtes Ziel, punkto Nachhaltigkeit ein führender Anbieter zu sein. Dabei können wir auf unsere Pionierrolle der letzten rund zwanzig Jahre in den Bereichen Impact Investing und nachhaltiges Anlegen aufbauen. Einer der wichtigsten Entscheidungen während meiner ersten Monate als CEO der Credit Suisse war die Schaffung einer neuen Funktion, die sich auf Geschäftsleitungsstufe mit den Themen Nachhaltigkeit, Research und Anlagelösungen beschäftigt. Zudem haben wir bekannt gegeben, mindestens 300 Milliarden Schweizer Franken an nachhaltiger Finanzierung bereitzustellen, um die Neuausrichtung unseres Firmenkundengeschäfts im Öl- und Gassektor durch eine Reduktion des Engagements in traditionellen Geschäftsfeldern zu unterstützen. Darüber hinaus haben wir weitere, ganz spezifische Initiativen angekündigt, in denen wir uns in Übereinstimmung mit dem Pariser Abkommen sowohl für unsere eigene operative Tätigkeit als auch für unsere Finanzierungsaktivitäten ein langfristiges Ziel von netto null Emissionen vorgeben. Auch wenn es darum geht, Standards zu setzen, streben wir eine führende Rolle an. Unser verstärkter Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit trägt bereits Früchte: So sind beispielsweise die nach Nachhaltigkeitskriterien verwalteten Vermögen der Credit Suisse im ersten Quartal auf 118 Milliarden Schweizer Franken angewachsen.

Welche anderen Chancen bietet das Thema Nachhaltigkeit Ihrer Meinung nach für Banken?

Makroindikatoren wie Anlagezuflüsse und Wertentwicklungen von nachhaltigkeitsbezogenen Anlagen zeichnen ein eindeutiges Bild: Das Interesse ist gross. Die in zahlreichen Ländern angekündigten oder vorgeschlagenen Förderpläne für den Infrastrukturausbau und andere nachhaltige Investitionen haben diese Entwicklung zusätzlich beschleunigt. Damit Anlegerinnen und Anleger die mit nachhaltigen Investitionen verbundenen Risiken und Renditen quantifizieren können und Regulatoren in der Lage sind, diese Risiken noch präziser zu beurteilen, ohne Innovationen auszubremsen, sind umfangreichere Daten und Offenlegungen gefragt. Unser vor Kurzem veröffentlichter Nachhaltigkeitsbericht* beschreibt, wie wir unseren Beitrag dazu leisten. Auch wollen wir zur Verbreitung von Wissen auf diesem Gebiet beitragen. Vor diesem Hintergrund ist auch unser jüngst veröffentlichter Supertrends-Bericht zu erwähnen, der Themen wie «Besorgte Gesellschaften», Technologie, Klimawandel und die «Werte der Millennials» umfasst. In einer nicht allzu fernen Zukunft wird der Markt – und wir als Bank mit ihm – nicht länger zwischen «nachhaltigen» und «herkömmlichen» Anlagen unterscheiden. Dann geht es nur noch um gute, smarte Anlagen.

* siehe: www.credit-suisse.com/sustainability