Karte, Smartphone oder Smartwatch? Digitales Bezahlen ist beliebt und definitiv ein fester Bestandteil unseres Alltags. Die Gründe für die breite Akzeptanz von mobilen Zahlungslösungen erklärt Jennifer Bleth, Geschäftsführerin von Cornèr Europe.
Interview: Alysée Rodriguez mit Jennifer Bleth, CEO Cornèr Europe
Jennifer Bleth, welches ist Ihr bevorzugtes Zahlungsmittel, Smartphone oder Karte?
Ich benutze fast immer mein Smartphone oder alternativ meine Smartwatch, egal ob für den Wocheneinkauf oder für einen kleinen Snack nach der Jogging-Runde. Die physischen Zahlungskarten fristen in meinem Portemonnaie eher ein Mauerblümchendasein und sie kommen eigentlich nur noch dann zum Einsatz, wenn das Kassenterminal eines Händlers nicht über die Kontaktlosfunktion verfügt.
Die Benützung von Bargeld ist für Sie daher kein Thema?
Ich bin vermutlich ein typisches Resultat des gesellschaftlichen Wandels der letzten Jahre und der damit verbundenen zunehmenden Mobilität. Letztlich ist es einfach bequem: Mein Mobiltelefon habe ich immer dabei – ich muss nicht über Bargeld oder die Verfügbarkeit von Bankomaten nachdenken, und allfällige Währungswechsel sind so auch kein Thema mehr. Ausserdem bin ich ziemlich technologieaffin und probiere daher gerne Neues aus.
Inwiefern beeinflusst der von Ihnen erwähnte gesellschaftliche Wandel unser Zahlungsverhalten?
Wer heute das Haus verlässt, tut dies nur mit dem Smartphone in der Tasche. Das Mobiltelefon ist zu einem unverzichtbaren Begleiter avanciert. Und dies über alle Generationen hinweg. Je nach Alter ist die Nutzung vielleicht unterschiedlich, das ändert jedoch nichts an der Tatsache des Stellenwerts des Smartphones. Dabei ist das eigentliche Telefonieren zur Nebensache mutiert. Die neuen Generationen der Smartphones sind multifunktional und vereinen viele Funktionen gleichzeitig: Unterhaltung, Musik, Wecker, E-Mails, Internet, Bücher usw. Dazu gesellt sich auch das digitale Bezahlen von Produkten und Dienstleistungen. In-App-Zahlungen wie beispielsweise das Kaufen von Zugtickets, das Bezahlen des Parkplatztickets oder das Überweisen von Geld an Freunde oder Bekannte. All diese Tätigkeiten werden ganz selbstverständlich mit dem Smartphone oder der Smartwatch erledigt. Diese Entwicklung beobachten wir als Herausgeber von Zahlungskarten sowohl in Liechtenstein als auch in Europa: Mobile Zahlungslösungen sind für unsere Kunden heute essenziell.
Das heisst, dass mobiles Bezahlen salonfähig geworden ist und die physischen Zahlungskarten eigentlich gar nicht mehr gebraucht werden?
Die mobilen Zahlungslösungen werden in Zukunft sicherlich noch stärker an Bedeutung gewinnen. Die Pandemie hat diese Entwicklung zweifelsohne beschleunigt. Während des Lockdowns haben wir uns an die verschiedenen bargeldlosen Zahlungsmethoden gewöhnt und wir werden diese aus praktischen und hygienischen Gründen weiterhin nutzen. Dies gilt vor allem für das Bezahlen von Kleinbeträgen und der damit verbundene Gebrauch der Münzen. Vor drei Jahren noch eher die Ausnahme, bezahlen wir heute mit der Karte problemlos beim Bäcker ein Brötchen oder am Kiosk eine Zeitung und haben dabei erst noch in Echtzeit die Kontrolle über die getätigten Transaktionen. Trotz der zahlreichen Vorteile von Mobile Payment werden die physischen Zahlungskarten unsere Portemonnaies auch in den nächsten Jahren schmücken, da weltweit noch längst nicht alle Kassenterminals über die Kontaktlosfunktion verfügen.
Und doch gibt es Personen, die dem mobilen Bezahlen eher skeptisch gegenüberstehen, weil sie Bedenken in Bezug auf die Sicherheit haben oder den Verlust der Privatsphäre befürchten.
Meines Erachtens stellt sich vielmehr die Frage der Definition der Privatsphäre und der tägliche Umgang mit den digitalen Angeboten. Wer beispielsweise in den sozialen Medien unterwegs ist und Fotos von sich und dem letzten Familienfest postet, ab und zu bei Wettbewerben teilnimmt, im Internet einen günstigen Flug sucht oder im Supermarkt Bonuspunkte sammelt, gibt selbst freiwillig Auskunft über seine Person und verzichtet damit automatisch auf einen Teil der Privatsphäre. Punkto Sicherheit ist diese bei Bezahlung mit dem Smartphone oder der Smartwatch auf jeden Fall gewährleistet, denn es werden keine Kartendetails an Dritte weitergegeben. Stattdessen wird ein Token generiert und der eigenen Karte zugeordnet. Des Weiteren muss jede Transaktion mit PIN-Code, Iris-Scan oder Face-ID bestätigt werden.
Herzlichen Dank für das Gespräch!